WSET: Die erste Verkostung, Teil 1: Sauvignon Blanc

Die verkosteten Sauvignon BlancsMit Terminen ist das so eine Sache, meistens klappt dann doch nicht alles, wie geplant, vor allem dann, wenn es sich um eine „lockere“ Runde und nicht um einen verpflichtenden oder regelmäßig wiederkehrenden fixen Termin handelt.

Die dem Sauvignon Blanc ging es los

So auch bei uns mit den Verkostungen, die ich im Rahmen meines WSET Kurses machen möchte.
Aber mit der ersten Verkostung hat es dann dennoch geklappt, für die Zweite steht der Termin immer noch nicht – was soll’s, ich wollte mir ja ohnehin Zeit lassen und so bleibt mehr Zeit zum Lesen und zum Vorverkosten – ein paar thematisch passende Weine verkosten meine Frau und ich abendlich im Rahmen der Vorbereitung auf die jeweiligen Verkostungen und Themen ohnehin einzeln.
Aber zumindest die Verkostungen im Rahmen des Level 2 möchte ich aus Unterhaltungsgründen im kleinen Kreis abhalten, weswegen Terminabsprachen notwendig sind.
Zu einer Verkostung hat es jetzt ja auch schon gereicht, eigentlich waren es sogar zwei, weil wir an diesem Abend zunächst Sauvignon Blancs und dann nach einer kurzen Pause noch aromatische Rebsorten (Traminer & Torrontes) verkostet haben – genau hier kam es natürlich schon zum ersten Fehler, aber dazu im zweiten Teil dieses Artikels mehr.

Die zu verkostenden Weine

Nun zunächst zu den Sauvignon Blancs. Zwei Weine kamen aus Frankreich (Sancerre, Pouilly Fumé), zwei aus Neuseeland – wie zu erwarten waren die Unterschiede riesig in der kompletten Stilistik der Weine.

1. Sancerre, Crochet, Sancerre, Frankreich 2009

Im Glas zeigt sich der Wein klar, strohgelb mit leichten grünen Reflexen.
Die Nase ist sauber, verhalten bis dezent. Vornehmlich sind die Aromen pflanzlich und fruchtig, erinnern an grüne Stachelbeeren, die vielleicht noch nicht ganz reif sind und grüne Paprika. Dezent zeigen sich die Blätter von der Schwarzen Johannisbeere, die den Wein in der Nase untermalen.
Gut eingebunden sind auch die vor allem am Anfang auffallenden mineralischen Noten, die etwas an Kiesel erinnern, die aneinander gerieben werden.
Auf der Zunge zeigt sich der Wein zunächst sehr trocken mit deutlicher, hoher Säure bei mittlerem bis vollem Körper.
Auch hier sind die Aromen zunächst fruchtig, die Stachelbeeren zeigen sich aber nicht mehr, eher erinnert der Wein an Ananas (nicht zu reif) und vor allem im Abgang tauchen die feinen Johannisbeerblätter wieder auf. Hier zeigen sich auch erneut die mineralischen Noten. Der Abgang ist nicht zu kurz, hält einige Zeit an und hinterlässt einen angenehmen Eindruck, der die alles in allem gute Qualität des Weines bestätigt.

2. Pouilly-Fumé, Domaine de Maltaverne, Pouilly Fumé, Frankreich 2009

Der Wein ist im Glas sehr klar, von blassem Zitronengelb.
Die Nase zeigt sich zunächst sehr verhalten und direkt nach dem Einschenken nicht ganz reintönig, aber nach kurzer Zeit im Glas verfliegen diese leicht störenden Eindrücke und der Wein zeigt seine eigentlichen Aromen. Etwas Hefe, wie bei frischem Brot, Haselnuss eine leichte Rauchnote und Aprikose.
Der Geschmack ist trocken, Körper & Säure mittel. Die Aprikosennote der Nase ist nur noch dezent vorhanden, eher zeigt der Wein sich mineralisch-steinig, kühl und frisch. Hinzu tritt ein Ton nach Artischocke.
Der Abgang ist mittel lang, vor allem die rauchigen Töne bleiben etwas hängen.
Am Ende bleibt ein ordentlicher Pouilly-Fumé auf mittlerem Niveau.

3. Sauvignon Blanc, Mud House, Marlborough, Neuseeland 2009

Bei diesem Wein muss vor dem Auge die Nase erwähnt werden – denn schon beim Einschenken zeigen sich die ersten Eindrücke von der Wucht der Aromen, die der Wein mit sich bringen wird – davon gleich mehr.
Das Auge ist klar, sehr blass, strohgelb, der Wein erscheint wie ein leichter, erfrischender Wein im Auge, und nichts lässt im Glas die Wucht erahnen, die das Einschenken schon angedeutet hat.
Die Nase ist sauber und sehr ausgeprägt. Schwarze Johannisbeere, intensivste Holunderblüten, reife Stachelbeere, das sind die Aromen, die den Wein ausmachen. Hinzu kommt nach kurzer Zeit im Glas Maracuja / Passionsfrucht, die das Ganze abrundet.
Im Mund zeigt sich der Wein trocken mit viel Säure und überraschend vollem Körper. Die Aromen der Nase, vor allem die intensive Holunderblüte und Cassis treten wieder hervor. Hinzu tritt ein leichtes Aroma nach frischem Spargel, das man hier nicht erwarten würde.
Der Abgang ist lang – eine halbe Ewigkeit, so erscheint es, bleibt die Aromenfülle dieses Weines im Mund.
Ein hervorragender Sauvignon Blanc, daran bleibt uns kein Zweifel.

4. Sauvignon Blanc, Waipara Hills, Marlborough, Neuseeland 2009

Der Wein hat es schwer, die zufällige Auswahl der Reihenfolge hat ihn hinter dem großartigen Vertreter von Mud House antreten lassen.
Er macht sich aber dennoch nicht schlecht und kann seine Qualitäten zeigen.
Im Glas zeigt er sich klar von blassem Zitronengelb.
Die Nase ist nicht so ausgeprägt wie bei seinem Vorgänger aber dennoch deutlich vorhanden. Auch sie zeigt sich fruchtig nach Cassis und Stachelbeere, daneben zeigen sich aber auch deutlich kräuterwürzige Aromen, ein Bund frischer Kräuter, ein Bouquet garni sozusagen und dazu weißer Pfeffer, der dem Wein eine dezente Schärfe verleiht.
Im trockenen Geschmack – der Wein weist eine mittlere Säure auf – tritt diese Schärfe von weißem Pfeffer noch deutlicher hervor, der Wein ist würzig, pikant – ohne die Frucht (vor allem die Stachelbeeren) zu vergessen. Im mittellangen Abgang bleiben die Aromen im Mund bestehen.

Wir haben bei dieser Probe vier sehr unterschiedliche Weine gesehen, alle mit ihren Vorzügen. Am Ende hat uns vor allem der Mud House überzeugt – mit einer Einschränkung allerdings: Zu große Mengen davon kann man eventuell nicht trinken, sondern eher nur 1-2 Gläser, sonst könnte die Aromenvielfalt und Intensität den Gaumen überfordern. Nichtsdestotrotz war es der beste Wein der Verkostung – am einfachsten zur Untermalung eines ganzen Abends allerdings würde sich der Crochet eignen, von dem es durchaus auch mehr als 2 Gläser sein dürfen.

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