Lambrusco – das Blut der Emilia-Romagna

Lambrusco: Blut der Emilia-Romagna - italienische Tradition seit der AntikeEntweder Sie lieben Lambrusco oder Sie können diesen Wein nicht ausstehen, oder?! Beim Wort „Lambrusco“ denken Sie sofort an große 2-Liter Flaschen oder gar Kanister, einen extrem süßen Geschmack und die fürchterlichen Kopfschmerzen am nächsten Tag. Wenn Sie Ihren letzten Lambrusco vor rund 30 Jahren getrunken haben, sind dieser Erinnerungen wohl unweigerlich damit verknüpft. Wenn Sie allerdings erst vor kurzem zu einem Lambrusco gegriffen haben, dann sieht diese Erinnerung vermutlich ganz anders aus.

Es war einmal & Renaissance des Lambruscos

Die Geschichte des Lambruscos beginnt nicht erst in den 1960er oder 1970er Jahren, als die Supermarktregale in Deutschland mit diesem Wein prall gefüllt waren. Nein, die Geschichte reicht deutlich weiter zurück und lässt sich bis in die Antike verfolgen! Damals wurde bereits eine wilde Weinrebe dieses Namens erwähnt (vitis labrusca). Aus dieser Wildrebe Lambrusco wurden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Reben selektiert und weitergezüchtet, sodass es heute eine große Bandbreite an Lambrusco-Sorten gibt. Lambrusco ist also keine einzelne Rebsorte, sondern eine Rebsortenfamilie, ähnlich wie Malvasia oder Muskateller.

Wir machen einen Sprung ins 20. Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Lambrusco meist trocken ausgebaut und in der Regel eher als Spumante, also mit mehr Druck als der Frizzante. Mit dem Fortschritt in der Kellertechnik konnte die Produktionsmenge des Lambruscos ab etwa 1960 drastisch erhöht werden. Dies wirkte sich natürlich auf die Qualität aus. Die Masse der Weine war von minderer Qualität, aber sehr günstig im Preis und wurde nach Deutschland, in die USA und andere Länder exportiert. In Amerika und Nordeuropa wurde der Lambrusco dennoch massenweise getrunken, sodass sich viele Winzer in ihrer Vorgehensweise bestätigt fühlten. Auf längere Sicht haben sie mit diesem Vorgehen allerdings sich selbst geschadet und eine ganze Weinart in Verruf gebracht. Der Lambrusco verschwand nach und nach aus dem Bewusstsein aller qualitätsbewussten Weinliebhaber. Nur noch in Italien, in der Heimat des Lambruscos, und von wenigen Weinkennern in anderen Ländern wurde wahrgenommen, dass es sich eigentlich um einen sehr originellen, traditionsreichen Wein handelt.

Ungefähr seit der Jahrtausendwende dringt der Lambrusco ganz allmählich wieder in unser Bewusstsein – und das nicht als billige Beigabe zur Pizza vom Lieferdienst! Immer mehr Weinliebhaber entdecken den feinen, prickelnden Wein aus Norditalien neu. Das liegt daran, dass in der Emilia-Romagna, der Heimat dieses Weines, ein Umdenken eingesetzt hat. Das Motto „Möglichst viel Wein für wenig Geld zu erzeugen“ leitet nur noch wenige Winzer. Viel eher hat sich hier ein Qualitätsstreben etabliert, das sich selbstverständlich auch auf den Lambrusco auswirkt.
Die 2-Liter-Flsche gehört der Vergangenheit an, ebenso wie der unsäglich Inhalt, der nur süß und sonst nach wenig schmeckte. Heute ist ein Lambrusco zwar durchaus noch süß, aber nicht unbedingt, dabei aber fruchtig, teils auch würzig mit feiner Perlage. Einfach ein Wein, der gut schmeckt und Lust auf mehr macht. Probieren Sie es aus und gönnen Sie sich ein Glas Lambrusco, Sie werden erstaunt sein wie gut dieser Wein schmecken kann! Hier finden Sie eine Auswahl: http://www.emilia.de/lambrusco-wein.html.

Lambrusco: perlender Rotwein aus der Emilia-Romagna

Die Hauptregion für den perlenden Rotwein liegt zwischen Modena und Parma. Hier gibt es vier DOC-Bereiche in der Emilia-Romagna, in denen der Lambrusco hergestellt wird. Dazu kommt ein weiterer DOC-Bereich in der Lombardei, in dem der perlende Wein ebenfalls gekeltert wird.
In der Regel ist es in jeder DOC zulässig den Wein als Frizzante oder Spumante auszubauen und auch die Süßegrade dürfen von süß über halbtrocken bis zu trocken reichen. Zusätzlich ist es erlaubt, eine rote sowie eine rosefarbene Variante also Rosso und Rosato zu erzeugen.

  • Lambrusco di Sorbara ist der Bereich in der Emilia-Romagna, in es die geringste Jahresproduktion gibt. Hier ist die Rebsorte Lambrusco di Sorbara dominierend, allerdings nicht so deutlich wie die namensgebenden Sorten es in den anderen DOC-Bereichen für Lambrusco sind. Denn die Lambrusco di Sorbara muss nur zu mindestens 60% enthalten sein, die Lambrusco Salamino zu maximal 40%. Die Weine aus diesem Bereich sind oft trocken und weisen einen recht hohen Säurewert auf.
  • Lambrusco Grasparossa di Castelvetro ist der Anbaubereich rund um Modena, in dem die Rebsorte Lambrusco Grasparossa dominiert. Die hier gekelterten Weine haben in der Regel eine sehr angenehme Restsüße und weisen einen hohen Tanningehalt auf.
  • Lambrusco Salamino di Santa Croce ist der Bereich mit der höchsten Jahresproduktion. Hier dominiert die Rebsorte Lambrusco Salamino und die meisten Weine werden süß ausgebaut. Ihre Qualität ist in der Regel weniger überzeugend. Wohingegen die wenigen trockenen Weine aus dieser DOC im Allgemeinen als sehr gut gelten.
  • Reggiano (ehemals Lambrusco Reggiano) ist ein DOC-Bereich für Rot-, Weiß- und Roséweine in der Emilia-Romagna. Neben Lambrusco werden auch andere Weine gekeltert. Für den Lambrusco gibt es die zulässigen Varianten Reggiano Lambrusco und Reggiano Lambrusco Salamino. Für letzteren gibt es stärkere Einschränkungen, so darf er ausschließlich in 11 ausgewählten Gemeinden der Region erzeugt werden und muss zu mindestens 85% aus der Lambrusco Salamino-Rebe gekeltert werden.
  • Lambrusco Montovano ist der einzige DOC-Bereich in der Lombardei, in dem Weine dieser Art erzeugt werden dürfen. Auch hier gibt es rosefarbene und rote Varianten, die als Spumante oder Frizzante in den Geschmacksrichtungen trocken bis süß gekeltert werden dürfen. Die zugelassenen Rebsorten sind darüber hinaus recht vielfältig.

Herstellung des Lambruscos

Der typische Lambrusco ist ein fein perlender Wein, dem im Glas Schaum bildet – ein wesentlicher Unterschied zum klassischen Rotwein. Diese Schaumbildung fällt je nach Variante (Frizzante oder Spumante) unterschiedlich stark aus. Der Schaum entsteht bei der Gärung, wenn der Zucker im Most in Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt wird. Nach dieser ersten Gärung wird der Wein im Keller eingelagert, die zweite Gärung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. Im Unterschied zum Champagner und einigen anderen Schaumweinen findet der zweite Gärprozess des Lambruscos allerdings nur in sehr seltenen Fällen in der Flasche statt.

Ursprünglich richteten sich die Lambrusco-Winzer nach den Jahreszeiten. Die erste Gärung erfolgte im Herbst nach der Lese. Über den Winter wurde der Wein dann im Keller eingelagert und die zweite Gärung erfolgte mit den steigenden Temperaturen im Frühjahr – ein weitestgehend natürlicher Prozess.
Doch mit dem Fortschreiten der technischen Entwicklungen rückten die Jahreszeiten in Bezug auf die Weinerzeugung immer weiter in den Hintergrund. Der Most wurde nach der Lese zu einem Stillwein vergoren und zwischengelagert. Sobald Lambrusco benötigt wurde, kam der Wein zusammen mit unvergorenem Most und Reinzuchthefe in einen Druckbehälter, wo er bis zum gewünschten Restzuckergehalt vergoren wurde. Der Gärprozess wurde dabei durch das plötzliche Senken der Temperatur (Kälteschock) unterbrochen. Auf diese Weise ließen sich recht unkompliziert billige Massenweine erzeugen, die es zum Teil auch heute noch gibt. Der große Nachteil der auf diese Weise erzeugten Lambrusco-Weine ist, dass sie nur noch wenig Frische und Aroma aufweisen.
Deutlich besser ist Lambrusco, wenn er folgendermaßen gekeltert wird: Der Most wird direkt nach dem Pressen gekühlt und gelagert. Sobald der Lambrusco benötigt wird, wird die Kühlung unterbrochen und es werden Reinzuchthefen zugefügt – der Gärprozess setzt ein. Sobald der gewünschte Süßegrad erreicht ist, wird die Gärung durch einen Kälteschock unterbrochen. Auf diese Weise fällt der Lambrusco deutlich frischer und aromatischer aus.
Dazu gibt es Winzer, die ihren Lambrusco auf die ganz traditionelle Weise erzeugen. Dieser Lambrusco ist allerdings aufwendiger und damit deutlich teurer in der Produktion.

Genusstipps & Speiseempfehlung

Bei welcher Temperatur Sie Lambrusco genießen, ist Geschmackssache. In italienischen Weinbars wird er in der Regel bei Zimmertemperatur serviert, die im Sommer gerne mal etwas höher liegt. Wir mögen ihn lieber gekühlt, also nicht gerade eiskalt, aber im Kühlschrank darf er schon stehen, nach einem Weilchen im Glas wird der Wein dann ja von selbst wärmer.
Probieren Sie einfach aus, wie Ihnen der Lambrusco am besten schmeckt und genießen Sie ihn in Zukunft auf diese Weise.

Zu lange sollten Sie ein Flasche dieses Weins nicht einlagern, denn guter Lambrusco sollte möglichst rasch getrunken werden. Das liegt darin begründet, dass die wirklich guten Tropfen einfach nicht so lange haltbar sind.

Und zu welchem Essen passt Lambrusco? Da haben Sie die Qual der Wahl! Er passt in der Regel gut zu Klassikern der italienischen Küche wie Pizza und Pasta. In seiner Heimat, der Emilia-Romagna, wird er auch gerne zu schweren Gerichten serviert, da ihm nachgesagt wird, die feine Perlage wäre förderlich für die Verdauung. Wir finden, dass Lambrusco der perfekte Wein zum Grillen ist. Probieren Sie es doch einfach aus!

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