Essen & Trinken in der Fastenzeit | Themenmonat Ostern
Veröffentlicht am Mittwoch, 06. Mrz 2019
Die Fastenzeit ist ein christlicher Brauch, die sich am Vorbild Jesu Christi orientiert, der vierzig Tage lang in der Wüste gefastet hat. Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und dauert bis Karsamstag. Das sind genau genommen 46 Tage, da die Sonntage offiziell nicht mitgezählt werden.
Während dieser Zeit wird nicht nur Verzicht geübt, sondern sie gilt auch als Anlass zu Gebet und Buße. Die Strenge der Regeln, die für die Fastenzeit gelten, änderte sich im Laufe der Zeit. Während phasenweise nur eine abendliche Mahlzeit erlaubt war, wurde diese Regel zwischenzeitlich aufgeweicht und es war eine kleinere Zwischenmahlzeit gestattet. Dazu kamen weitere Einschränkungen: Hochzeiten waren Verboten, auf Vergnügungen wie Tanz und geselliges Beisammensein sollte verzichtet werden, dazu wurde sexuelle Enthaltsamkeit empfohlen.
Traditionelle Fastenspeisen
- Fisch
Da Fleisch in der Fastenzeit verboten war, wurde Fisch zu einem beliebten Ersatz. Doch für Klöster, die nicht an der Küste oder an einem Fluss gelegen waren, war Fisch nur schwer zu beschaffen. Daher wurden im Mittelalter viele Fischteiche angelegt, um den Bedarf an frischem Fisch in der Fastenzeit zu sichern.
Bis heute ist Fisch eine beliebte Fastenspeise geblieben, die von strenggläubigen Christen bis heute an Aschermittwoch, Karfreitag und allen Freitagen gegessen wird. - Brezel
Die Brezel wurde früher wegen ihrer recht aufwändigen Herstellung vor allem während der Fastenzeit gebacken. Die verschlungene Form des Teiges sollte zudem die verschränkten Arme betender Mönche darstellen.
Eine Besonderheit der Fastenbrezel war, dass sie vor dem Backen nicht in Natronlauge getaucht wurde, sondern in heißes Wasser. - Bier
Eigentlich war Alkohol in der Fastenzeit verboten, doch einige Mönche waren im Mittelalter sehr erfinderisch (siehe dazu auch den nächsten Abschnitt). Sie brauten ein Starkbier und schickten es zur Verkostung zum Papst nach Rom, um es genehmigen zu lassen. Da die Konservierung von Bier damals noch nicht möglich war und die Reise nach Rom eine Weile dauerte, kam es verdorben beim Papst an. Dieser soll es dann als Getränk für die Fastenzeit genehmigt haben, weil der unglaublich grausige Geschmack gerade passend für die Fastenzeit sei.
Die Artikel im Themenmonat „Ostern“
- Essen & Trinken in der Fastenzeit
- Internationale Osterbräuche
- Osteressen international
- Klassisches Osteressen (erscheint am 27.3.)
Die Tricks der Mönche
Nicht nur mit dem Bier wurde getrickst, grundsätzlich waren viele Mönche in den Klöstern des Mittelalters sehr erfinderisch, wenn es darum ging, die Fastenregeln zu umgehen. Eigentlich waren nur Fisch, Mehlspeisen und vegetarische Kost erlaubt. Fische wurden auch als Wassertiere bezeichnet und so erklärten einige findige Mönche auch Vögel, die schwimmen, zu Wassertieren erklärt. Der Biber wurde wegen seines geschuppten Schwanzes sogar zu den Fischen gezählt.
Die schwäbische Maultasche, die auch unter der Bezeichnung Hergotts B’Scheißerle bekannt ist, treibt das Ganze noch ein Stück weiter. Der Überlieferung nach sollen die Mönche im Kloster Maulbronn während der Fastenzeit Fleisch fein gehackt und mit Spinat und Kräutern vermengt haben. Damit dieses Fastenbrechen nicht auffällt, wurde die Fleischmasse kurzerhand unter Teig versteckt.
Heutige Varianten der Fastenzeit
Die Kirche schreibt den Gläubigen heute nicht mehr explizit vor in welcher Weise gefastet werden soll. Es gibt lediglich die Vorgabe, dass sie sich in besonderer Weise dem Gebet widmen sollen. Außerdem sollen sie die Nächstenliebe besonders ernst nehmen.
Daher machen es sich viele Christen bis heute zur Pflicht, in der Fastenzeit in irgendeiner Form Verzicht zu üben. Weit verbreitet ist der Verzicht auf folgende Dinge: Süßigkeiten, reichhaltiges Essen, Tabak, Alkohol, Fernsehen, Handy.
Ab Karsamstag darf das Leben dann wieder in vollen Zügen genossen werden.