Bereits während der Zeit als spanische Kolonie wurde in Chile Wein erzeugt und ins spanische Mutterland exportiert. Waren es damals noch fast ausschließlich spanische Reben, so orientierte sich die chilenische Weinbauszene nach der Unabhängigkeit eher an Frankreich. Sowohl bei den Reben als auch bei den Vinifizierungsmethoden diente das europäische Weinbauland als Vorbild. Daher erklärt sich auch der Beiname Chiles als „Bordeaux des Südens“.
Als einziges Land der Welt von der Reblaus verschont, konnten die Winzer hier nach der Zeit der Militärjunta, als das Land sich demokratisierte und öffnete, auf wurzelechte Reben zurückgreifen. Ausländische Investoren bauten die Weingüter wieder auf, brachten Geld und Know-how ins Land. Namen wie Lafite, Margeaux und Torres fanden unter anderem den Weg nach Chile und produzieren hochwertige Weine für den internationalen Markt. Diese Namen sind heute fest mit dem Begriff "Wein aus Chile" verbunden. Nicht nur saubere Rotweine, speziell Cabernet Sauvignons, werden gekeltert, auch Weißweine gedeihen in der Nähe der Küste besonders gut.
Klimatisch betrachtet hat Chile die besten Bedingungen, was die Investoren natürlich erkannt haben. Gepaart mit ihrem fundierten Wissen bringt das immer weitere Überraschungen hervor. Die Qualitätsspitze in Chile ist noch nicht erreicht. Daher können wir uns darauf freuen, in Zukunft noch viele sehr gute Weine aus Chile zu entdecken.
Die Bedingungen, die sich den Weinbauern in Chile bieten, sind nahezu ideal: Hervorragende mineralische Böden, die die Notwendigkeit einer starken Düngung fast überflüssig machen, kaum Schädlinge und ein trockenes Klima mit starkem Temperaturabfall in der Nacht lassen Trauben optimal gedeihen. Wenn dann die entsprechend ausgereifte Keltertechnik hinzukommt, lässt das wunderbar ausgereifte Weine entstehen. Noch heute profitieren die Winzer dieses Landes (und nicht nur sie) von der uralten Hochkultur der Inkas. Große Teile des ausgeklügelten Bewässerungssystems gehen auf diese chilenischen Urahnen zurück. Ein echter Vorteil für den chilenischen Weinbau.
In Chile stehen knapp 200.000 Hektar unter Reben, rund die Hälfte dieser Fläche wird allerdings für die Produktion von Tafeltrauben verwendet.
Die Rebflächen, die von Weinbaubetrieben bewirtschaftet werden, um Wein aus Chile zu erzeugen, sind vornehmlich mit roten Rebsorten bestockt. Es dominiert ganz eindeutig Cabernet Sauvignon, die auf rund 40.000 Hektar kultiviert wird. Es folgen die roten Sorten Merlot und Pais. Größere Bedeutung haben außerdem Syrah, Pinot Noir, Malbec und Cabernet Franc. Hervorzuheben ist auch die Rotweinsorte Carmenere, die ursprünglich aus dem Bordeaux stammt und in Chile inzwischen aus dem Weinbau nicht mehr wegzudenken ist. Sie wird entweder sortenrein ausgebaut oder sie wird mit Cabernet Sauvignon oder Merlot verschnitten. Typisch für chilenischen Rotwein mit Carmenere-Anteil ist eine dezent scharfe Note, die an grüne Paprika und Pfeffer erinnert. Heute gilt die Carmenere bei vielen Weinliebhabern als chilenische Rebsorte, obwohl sie nach wie vor im Bordeaux zu finden ist. Doch am Fuße der Anden findet sie so gute Bedingungen vor, dass sie hier Qualitäten erbringt, die den französischen Tropfen oft in nichts nachstehen.
Lange Jahre wurde die Carmenere in Chile im Mischsatz mit Merlot angebaut. Der Grund dafür liegt in den häufigen Verwechslungen der beiden Rebstöcke, die sich äußerlich sehr ähneln. Dass es sich um einen gemischten Satz handelte, geriet in Vergessenheit und die Reben wurden insgesamt als eine Variante des Merlot angesehen. Die daraus gekelterten chilenischen Weine daher als Merlot vermarktet. International herrschte ziemliche Verwunderung über den besonderen Geschmack der Weine aus Chile, die so ganz anders waren als die übrigen Merlots der Welt. Erst in den 1990er Jahren konnte durch DNA-Analysen geklärt werden, dass es sich in der Weinnation in Südamerika eben nicht um Merlot, sondern um Carmenere oder einen gemischten Satz handelte. In der Folge wurden dann die ersten reinsortigen Rotweine aus der Rebsorte Carmenere gekeltert und eroberten sich schnell einen festen Platz in den Weinkellern in aller Welt.
Bei den weißen Rebsorten sind die drei Sorten Sauvignon Blanc (teilweise als Sauvignon Vert bezeichnet) Chardonnay und Muscat of Alexandria dominierend. In wesentlich kleinerem Umfang werden auch Semillon, Riesling und Chenin Blanc angebaut.
Seit einigen Jahren gibt es in Chiles Winzerszene Bestrebungen, die Weißweine international populärer zu machen. Dies gelingt ganz einfach! Die Cool Climate Regionen, die stark vom maritimen Klima und den Auswirkungen der Anden geprägt sind, werden für Weißweine genutzt. Insbesondere Sauvignon Blanc und Chardonnay gelingen in hier in außergewöhnlich guter Qualität. Dieser Cool Climate Weißwein aus Chile hat es wirklich in sich und wird jeden Weinliebhaber überzeugen, der frische, spritzige Weißweine mit klaren Aromen zu schätzen weiß.
Es lohnt sich immer, einen guten chilenischen Wein neben einem europäischen „Bruder“ zu kosten, das Ergebnis ist oft überraschend. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich eine Blindverkostung: Erkennen Sie direkt, welcher Wein aus der Neuen Welt und welcher aus dem alten Europa stammt? Testen Sie doch einmal Weine aus Chile im direkten Vergleich zu ihren französischen Vorbildern.
Die Weinbauregionen in Chile liegen fast ausschließlich auf der Westseite der Anden, sind also dem Pazifik zugewandt. Die Anbaugebiete befinden sich zum überwiegenden Teil in hochgelegenen Flusstälern in einer Höhe zwischen 600 und 1000 Metern über dem Meer. Oftmals sind sie nach den Flüssen benannt, die durch das jeweilige Gebiet fließen. Der Weinbau in Chile konzentriert sich auf die Lagen zwischen dem 30. und 38. Breitengrad, weiter nördlich und weiter südlich haben sich die Bereiche als weniger gut geeignet herausgestellt.