Die Appellation Tavel ist nach dem gleichnamigen kleinen Weinbauort benannt und liegt im südlichen Teil des großen Weinbaugebietes an der Rhône unweit der Stadt Avignon. Rund 10 Kilometer westlich von Châteauneuf-du-Pape ist der Ort Tavel gelegen, der der seit 1936 bestehenden Appellation ihren Namen gibt. Die Tradition dieses Weines reicht aber deutlich weiter zurück. Bereits seit dem Mittelalter wussten die französischen Könige diesen Rosé zu schätzen, aber auch bei den Päpsten, die zeitweilig in Avignon residierten, stand der Tavel hoch im Kurs. Aus dieser Zeit stammt auch der bis heute erhaltene Beiname „König der Roséweine“.
Die rund 900 Hektar Weinberge des Anbaubereichs Tavel dienen ausschließlich zur Produktion von Roséwein. Der Tavel ist in ganz Frankreich und auch darüber hinaus bekannt.
Erzeugt wird er aus Grenache Noir und Cinsaut (beide max. 60%) mit dem Zusatz einiger weiterer Sorten wie Bourboulence, Carignan, Mourvedre und Syrah. Traditionell wird der Tavel aus spät gelesenen Trauben erzeugt, die einige Stunden in offenen Bottichen in der Maische liegen und dort vergären. Die auf diese Weise gewonnen Roséweine sind äußerst gehaltvoll und sind bis zu 10 Jahre lagerfähig. Allerdings treffen diese Weine nur noch selten den heutigen Geschmack, sodass der Tavel heute auch aus früher gelesenen Trauben, die im Stahltank vergoren werden, gekeltert wird. Diese Weine sollten jedoch jünger getrunken werden, als die traditionell produzierten Tavels.
Die besten Tavel-Weine zeichnen sich durch ihren intensiven Duft und Geschmack nach Erdbeeren, Kirschen und provenzalischen Kräutern aus. Diese trockenen, körperreichen Weine sind sehr robust und recht alkoholstark. Ein Alkoholgehalt von 13-14% ist keine Seltenheit.
Diese Weine eignen sich ideal zur typischen Küche der Provence, in der es häufig pfeffrig-würzige Aromen gibt, bei denen andere Weine nicht mithalten können. Gute Beispiele sind Ratatouille, Fleischgerichte im Kräutersud oder auch scharfe Wurst.
Die Trauben für den Tavel gedeihen innerhalb des Gemeindeterritoriums am rechten Rhône-Ufer sowie in einigen Lagen innerhalb der nahegelegenen Gemeinde Roquemarque. Der Untergrund ist überwiegend sandig mit Lehmablagerungen und Kies. Dennoch lassen sich innerhalb dieses Anbaugebiets lassen sich verschiedene Anbauzonen finden, die sich durch unterschiedliche Bodenverhältnisse voneinander abgrenzen. So gibt es das „terroir de lauses“, bei dem es sich um Kalksteinbrocken handelt, die lose auf einer Schicht aus sandigem Lehm liegen. Das „terroir des galets“ ist eine rund 30cm dicke Schicht aus Kieseln, die auf sandigem Lehm lagert. Ein weiterer Bereich umfasst sandige Lehmböden, die über viele Jahre mit Gestrüpp bewachsen waren.