Immer noch fragen sich auch bekennende Weinliebhaber, wie das zusammengeht: Kanada und Wein. Das Land der Fallensteller und Trapper soll sich in eine Weinnation verwandeln? Nein, sicherlich nicht. Dennoch erfreut sich Wein in Kanada großer Beliebtheit, sowohl einheimische Tropfen als auch importierte Weine. Vor allem im Süden des Landes gibt es inzwischen einige Weingüter, die wirklich gute Weine keltern. Allerdings werden diese vor allem im eigenen Land konsumiert oder in die USA sowie nach Asien exportiert.
Wenn man dennoch bisher außerhalb des Landes von kanadischen Weinen gehört hat, dann wohl deshalb, weil Kanada der weltweit größte Erzeuger süßen Eisweins ist.
Kanada und Weinbau passen nur bedingt zusammen, in vielen Gegenden ist es schlicht zu kalt, um erfolgreich Reben anzubauen, selbst in den Regionen direkt an der Grenze zu den USA kann das Thermometer in den Wintermonaten auf -15°C und noch tiefer fallen. Dazu kommt, dass die Winter meist lang und schneereich sind.
Es liegt auf der Hand, dass Weinbau auf Grund der klimatischen Bedingungen in den südlichen Landesteilen betrieben wird. Diese liegen in etwa auf derselben geografischen Breite wie die Weinbauregion Midi in Südfrankreich, doch die klimatischen Bedingungen könnten unterschiedlicher kaum sein.
Doch statt an dieser Tatsache zu verzweifeln, machten die kanadischen Winzer aus der Not eine Tugend: In den wichtigsten Anbaugebieten des Landes gefrieren Riesling, Vidal Blanc & Co bei jedem Wintereinbruch, sodass zuverlässig Jahr für Jahr Eiswein gekeltert werden kann. Durch diesen Umstand ist Kanada zum größten und beständigsten Erzeuger von Eisweinen geworden.
In wärmeren Jahren gelingen den kanadischen Winzern auch durchaus ansprechende Rotweine, insbesondere aus den Rebsorten Gamay und Merlot.
Kanada ist der größte Erzeuger für Eiswein der Welt. Daher sind die weißen Rebsorten Chenin Blanc, Riesling und Vidal Blanc von großer Bedeutung für den kanadischen Weinbau.
Weite Teile der Rebfläche in Kanada sind mit Hybridreben bestockt, da diese recht widerstandsfähig sind und besser mit den klimatischen Bedingungen der Region zurechtkommen als viele andere Rebarten. Die häufigste Hybridrebe ist die rote Sorte Concord, aus der in erster Linie sherry- und portweinähnliche Weine erzeugt werden. Es folgen Elvira , De Chanuac, Niagara und Marchal Fock sowie einige andere.
Internationale Sorten wie Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Chenin Blanc, Gamay, Merlot, Pinot Blanc, Pinot Gris, Pinot Noir, Sauvignon Blanc, Semillon und Syrah sind aber ebenfalls in den kanadischen Weingärten zu finden und gewinnen Jahr für Jahr an Fläche hinzu.
Der moderne Weinbau ist in Kanada eine noch recht junge Erscheinung, obwohl hier schon seit vielen Jahren Reben gedeihen. Sollte das durch die Winkinger (genauer, die Normannen) entdeckte Vinland wirklich Kanada entsprechen, gab es hier definitiv um das Jahr 1000 herum wilde Reben, sodass die sich ansiedelnden Nordmänner womöglich die ersten Weinbauern Kanadas waren.Weinbau, so wie wir ihn heute kennen, fand in Kanada erst viel später statt. Johann Schiller, ein deutschstämmiger Offizier, legte im Jahr 1811 die ersten Weingärten in Ontario an. Er versuchte lokal vorhandene Wildreben für den Weinbau zu nutzen, hatte aber wegen des unangenehmen, fuchsigen Geschmacks keinen Erfolg und verkaufte sein Weingut schließlich.1866 entstand auf einer Insel im Erisee ein neues Weingut, das von Weinbauern aus Kentucky angelegt wurde. Sie versuchten ihr Glück mit der Rebsorte Isabella und hatten mehr Erfolg als Schiller einige Jahre zuvor. In der Folge entstanden weitere Weingüter, sodass ihre Zahl Ende des 19. Jahrhunderts bereits auf etwa 50 angestiegen war.Neben den ungünstigen klimatischen Bedingungen hatten die Kanadischen Winzer auch das Problem der Reblaus, die hier schon immer vorkam. Von 1916 bis 1927 gab es in Kanada zwar die Prohibition, doch diese galt nicht für Wein, was dem kanadischen Weinbau einen erheblichen Aufschwung bescherte. Beliebt waren süße, alkoholstarke Weine, die lokal als Sherry oder Port bezeichnet wurde. Diese Art Wein war noch bis weit in die 1970er Jahre äußerst verbreitet.Erst 1975 gab es in Kanada die erste Lizenz seit der Prohibition für ein privat geführtes Weingut: Inniskillin in Ontario.Seither hat der Weinbau in Kanada einige Änderungen erfahren: Es wurde ein Appellations-System eingeführt, die Zahl der privaten Weingüter hat zugenommen und auch die Art der Weine hat sich verändert: Eisweine und trockene Stillweine sind nun die beiden am häufigsten erzeugten Varianten.