Kennen Sie die Rebsorten Reabo de Ovelha, Rotberger oder Ruling? Nein? Das ist keine Schande. Diese Sorten mit dem Anfangsbuchstaben R sind relativ selten oder werden für den Weinbau sogar nur in sehr geringem Umfang genutzt, sodass man wirklich eher selten über einen Wein aus einer dieser Sorten stolpert. Dennoch haben viele dieser Reben eine sehr interessante Geschichte, die wir Ihnen hier natürlich verraten.
Finden Sie auf dieser Seite eine Rebsorte mit dem Anfangsbuchstaben R nicht, dann schauen Sie bitte in unser Gesamtverzeichnis der Rebsorten mit R. Dort werden Sie sicherlich fündig.
Autochthone Sorte Portugals
Synonyme für Rabigato Alva, Estreito, Muscatel Brava, Rabo de Gato, Rodrigo Alfonso
Rabigato ist eine weiße Rebsorte aus Portugal. Sie ist unter einer Vielzahl an Synonymen bekannt, darf aber trotz ähnlich klingender Bezeichnungen nicht mit Fernao Pires, Malvasia Fina oder Rabo de Ovelha verwechselt werden. Eine verwandtschaftliche Beziehung besteht laut DANN-Untersuchungen zur roten Reborte Tinta Francisca, die ebenfalls aus Portugal stammt und in erster Linie für die Produktion von Portwein verwendet wird.
Der Name Rabigato steht für „Katzenschwanz“ (Rabo de Gato). Dieser bezieht sich auf die Traubenform, die extrem langgestreckt ist. Einige Synonyme, die für die Rabigato verwendet werden, bedeuten übersetzt „Affenschwanz“ oder „Schafsschwanz“ – je nach Region.
Die Rabigato kommt in Portugal in der Region Douro vor, wo sie sowohl für weißen Portwein als auch für Weißwein verwendet wird. Reinsortig wird die Rabigato in Douro nicht ausgebaut, sondern ausschließlich als Verschnittpartner genutzt. Hier wird sie vor allem vom weltweit bekannten Weingut Niepoort kultiviert.
Es wird vermutet, dass die Rabigato aus dem Dourotal stammen könnte, da sie hier erstmals schriftlich erwähnt wurde. Diese erste Nennung stammt aus dem Jahr 1771.
Heute gibt es Bestände dieser Weißweinrebe nicht nur im Bereich Douro, sondern auch im nördlich angrenzenden Bereich Vinho Verde, sowie vor allem im nordöstlich von Douro gelegenen Tras-os-Montes. Es gilt daher als sicher, dass die Ursprünge der Rabigato im Norden Portugals liegen.
Insgesamt sind in Portugal rund 1.200 Hektar mit dieser weißen Rebsorte bestockt.
Weißwein, der aus dieser früh bis mittel reifenden Rebe gekeltert wird, ist in der Regel alkoholstark und säurereich. Seine Aromen erinnern an Zitrusfrüchte und Orangenblüten, zu denen sich ein dezenter Muskatton gesellt.
Autochthone Sorte Portugals
Synonyme für Rabo de Ovelha Lämmerschwanz, Medock, Rabigato
Die weiße Rebsorte Rabo de Ovelha stammt aus Portugal. Wörtlich übersetzt bedeutet ihr Name „Schafsschwanz“, daher erklärt sich auch das Synonym Lämmerschwanz. Diese Bezeichnung leitet sich von der Traubenform ab, die sehr langgezogen ist.
Die Rabo de Ovelha ist in Portugal unter verschiedenen Namen bekannt. Sie darf aber nicht mit der Rabigato verwechselt werden, auch wenn es Ähnlichkeiten hinsichtlich des Namens und der Erscheinungsform der Trauben gibt. Eine Verwandtschaft zwischen diesen beiden Sorten konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Gleiches gilt für die Negramoll, für die es das Synonym Rabo de Ovelho Tinto gibt – auch hier konnten keine verwandtschaftlichen Beziehungen entdecket werden. DNA-Untersuchungen haben aber ergeben, dass die Rabo de Ovelha mit den Sorten Cayetana Blanca und Vital verwandt ist.
Die Weißweinrebe ist anfällig für diverse Krankheiten, wie Mehltau und Botrytis. Sie ist spät reifend und kann sehr aromatische Weißweine mit hohem Alkoholgehalt erbringen. Die Sorte wird kann durchaus reinsortig ausgebaut werden, dann sind die Weine für den raschen Genuss geeignet. Sie wird in der Regel als Verschnittpartner genutzt, sodass die Weine auch einige Zeit der Lagerung vertragen. In die Cuvée bringt die Rabo de Ovelha Säure, Alkoholgehalt und Struktur ein, dazu Aromen von Akazienblüten, Orangen und frisch gemähtem Gras, teils auch mineralische Noten.
Hauptsächliche Anbaugebiete der Rabo de Ovelha sind Alentejo und Beiras, zugelassen ist diese Weißweinsorte aber in diversen Anbauregionen Portugals, wie Douro, Oeste, Ribatejo und Tras-os-Montes.
Neuzüchtung aus Italien
Synonyme für Rebo Incrocio Rigotti 107-3, Rigotti 107-3)
Die Rebo ist eine rote Rebsorte aus Italien. Es handelt sich um eine Neuzüchtung, die aus der Kreuzung Merlot x Teroldego hervorgegangen ist. Die Kreuzung war am Weinbauinstitut San Michele all’Adige in Südtirol unter der Aufsicht des Botanikers Rebo Rigotti vorgenommen worden. In den Zuchtlisten war allerdings fälschlicherweise Marzemino als Vaterrebe eingetragen. Bei DNA-Untersuchungen vor einigen Jahren stellte sich aber heraus, dass die Rebo definitiv aus Merlot x Teroldego hervorgegangen ist.
Da diese Rotweinsorte unter der Aufsicht Rebo Rigottis entstanden ist, erklärt sich auch ihr Name: Rebo oder auch Rigotto 107-3.
Die rote Rebsorte ist mittel bis spät reifend und widerstandsfähig gegenüber diversen Pilzkrankheiten. Aus ihr können körperreiche Rotweine mit intensiven Fruchtaromen gekeltert werden, die sich ideal für den Ausbau im Barrique eignen.
Der Anbau der Rebo konzentriert sich in erster Linie auf den Bereich Trentino im Norden Italiens. Hier gibt es die eigens eingerichtete Trentino Rebo DOC, in der sortenreine Rotweine aus dieser Rebe gekeltert werden. Kleine Bestände gibt es aber auch in der Lombardei. Insgesamt nimmt die Rebfläche für diese Sorte in Italien zu. Um das Jahr 2000 stand sie auf weniger als 40 Hektar, 2010 dann bereits auf 120 Hektar und die Tendenz ist weiter steigend.
Inzwischen gibt es auch kleinere Bestände in Brasilien und Rumänien. Ob sich die Rebo dort und in anderen Weinbauländern durchsetzen kann, muss sich noch zeigen.
Neuzüchtung aus Deutschland
Synonyme für Rieslaner Mainriesling, Würzburg NI-11-17
Die weiße Rebsorte Rieslaner ist eine Neuzüchtung aus Deutschland. Hervorgegangen ist die Rieslaner aus der Kreuzung Silvaner x Riesling, die 1921 an der Bayerischer Landesanstalt für Wein- und Gartenbau durch August Ziegler vorgenommen wurde. Zunächst geriet die Weißweinrebe in Vergessenheit, 1950 wurde sie aber von Dr. Hans Breider wiederentdeckt. Breider setzte sich in der Folge stark für die Sorte ein und schon wenige Jahre später erhielt sie den Sortenschutz, ab 1968 wurde sie für den Anbau in den beiden deutschen Anbaugebieten Franken und Pfalz zugelassen.
Bis heute ist sie in Franken und der Pfalz zu finden, wo jeweils rund 40 Hektar mit der Rieslaner bestockt sind. In anderen Regionen, wie in Rheinhessen und in Baden kommt sie ebenfalls vor, allerdings in sehr geringem Umfang.
Im Weinberg stellt die Weißweinrebe einige Ansprüche. Sie benötigt die besten Lagen, um voll auszureifen und neigt zum Verrieseln. Die Sorte ist von Natur aus ertragsarm, was der Qualität des Weines natürlich zugutekommt. Rieslaner hat in der Regel einen sehr hohen Säuregehalt, reift er nicht voll aus, ist der Wein extrem sauer. Wegen seines Säuregehalts wird er in der Regel als Spätlese oder Auslese gekeltert. In sehr guten Jahren, in denen es im Herbst viel Sonne gibt, kann aber auch ein Rieslaner Kabinett von außerordentlicher Qualität sein. Die Weine verfügen üblicherweise über ein gutes Alterungspotential.
In der Farbe ist der Wein gelblich-grünlich, sein Aroma ist fruchtig und erinnert an Riesling: Oft sind zitrusartige Noten zu erkennen, bei sehr reifem Lesegut eher tropische Früchte wie Mango und Maracuja.
Trotz der unbestrittenen Vorzüge des Weines konnte sich die Rebsorte Rieslaner in den deutschen Weinbergen nie wirklich durchsetzen.
Hochwertige griechische Sorte
Synonyme für Robola Asporombola, Asprorobola, Robbola, Rombola und Rompola Berühmte Weine aus Robola
Die Robola ist eine weiße Rebsorte aus Griechenland. Bis vor wenigen Jahren wurde allgemein angenommen, dass sie mit der im Friaul verbreiteten Ribolla Gialla identisch sei. Doch neuere DNA-Untersuchungen haben ergeben, dass dies nicht den Tatsachen entspricht, es sogar nicht einmal eine enge verwandtschaftliche Beziehung gibt. Es hat sich jedoch bei diesen Untersuchungen ergeben, dass die Robola mit zwei anderen Sorten, die in Griechenland vorkommen verwandt ist: Goustolidi und Theako Mavro.
Vermutlich ging die Annahme, dass Ribolla Gialla und Robola identisch seien auf die Theorie zurück, dass die Venezianer die Rebe aus Italien nach Griechenland gebracht haben sollen. Dies könnte den Tatsachen entsprechen, muss aber nicht zwingend stimmen. In Italien ist die Robola nach aktuellem Kenntnisstand zumindest nicht zu finden, sodass sie als griechische Sorte gilt.
Es gibt zwei farbliche Mutationen der Weißweinrebe: Robola Kokkino mit rosafarbenen Beeren und die schwarzbeerige Mavro Rombola.
Angebaut wird die Robola auf den Ionischen Inseln, insbesondere aus der Insel Kefalonia rund um die Gemeinde Omala (seit 2010 Teil der neu geschaffene Gemeinde Kefalonia). Sie steht hier auf einer Fläche von gut 450 Hekatr. Auf dieser Insel wird der sortenreine OPAP-Weißwein Robola Kephallonia gekeltert, der zu den besten griechischen Weinen zählt.
Wein aus der Robola ist in der Regel säurebetont und extraktreich, er verfügt über ein intensiv zitroniges Bukett, im Geschmack kommen Noten von Ananas, Pfirsich und grünem Apfel zum Vorschein. Die Weine neigen zur Oxidation und sollten daher möglichst jung, jedoch spätestens nach zwei Jahren, getrunken werden.
Seltene Sorte
Synonyme für Romorantin Blanc de Villefranche, Dameri, Framboise, Gros Plant de Villefranche, Lyonnaise Blanche, Maclon, Petit Maconnais, Plant de Breze und Verneuil
Die weiße Rebsorte Romorantin stammt aus Frankreich, dort ist sie seit vielen Jahrhunderten bekannt. Angeblich soll sie unter König Francois I. zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus dem Burgund an die Loire gebracht worden sein. Dass der französische Monarch einen Landsitz an der Loire hatte und Rebstöcke aus dem Burgund importierte, ist belegt. Ob sich die Romorantin tatsächlich unter diesen Reben befand lässt sich heute allerdings nicht mehr eindeutig klären.
Eine andere These geht davon aus, dass die Weißweinrebe erst im 19. Jahrhundert an die Loire gelangt sei und sich dann rund um die Gemeinde Villefrache-sur-Cher verbreitet habe.
Gegenwärtig ist die Romorantin eine der eher seltenen französischen Rebsorten. Sie steht lediglich auf rund 50 Hektar Fläche in der Appellation Cheverny im Departement Loir-et-Cher. Hier wurde sogar eine eigene Appellation für die Sorte geschaffen, die Cour-Cheverny.
Der Cour.Cheverny wird sortenrein aus Romorantin gekeltert. Er duftet intensiv nach Apfel und Birne. Der Wein lässt sich problemlos für einige Jahre lagern und gewinnt dabei in der Regel noch an Qualität.
DNA-Untersuchungen haben ergeben, dass die Romorantion aus einer vermutlich spontanen Kreuzung zischen Pinot x Gouais Blanc hervorgegangen ist. Damit gehört sie zu einer großen Gruppe von Reben, wie zum Beispiel auch Chardonnay, Gamay und Auxerrois, die ebenfalls aus spontanen Kreuzungen dieser Reben hervorgegangen sind. Die Produktivität der beiden Elternsorten liegt eventuell darin begründet, dass sie für einige Jahrhunderte im Burgund und in Teilen der Champagne im Gemischten Satz angebaut wurden.
Bezeichnung mehrerer italienischer Sorten
Synonyme für Rossese Rossese Bianco, Rossese Bianco di Montforte, Rossese Bianco di San Biagio, Rossese di Campochiesa, Rossese di Dolceaqua und Tibouren Berühmte Weine aus Rossese
Rossese ist nicht die eine Rebsorte, sondern vielmehr Name bzw. Namensbestandteil mehrere roter und weißer Rebsorten, die in Italien vorkommen. Zum Teil sind diese Sorten nicht einmal miteinander verwandt. Hier gibt es einen Überblick über die verschiedenen Sorten, die unter diesem Namen bekannt sind.
Deutsche Neuzüchtung
Synonyme für Rotberger Geisenheim 3-37, Redeberger
Die Rotberger ist eine rote Rebsorte aus Deutschland. Es handelt sich um eine Neuzüchtung aus der Rebenforschungsanstalt Geisenheim im Rheingau aus dem Jahr 1928. Vorgenommen wurde die Kreuzung der Sorten Trollinger (Schiava Grossa) x Riesling durch Dr. Heinrich Birk. Birk gilt als Spezialist für die Rieslings-Rebe und war stets daran interessiert, eine früher reifende Variante zu erschaffen, die gleichzeitig alle hervorragenden Eigenschaften der Riesling-Rebe aufweist. Die Rotberger hat diese Bedingungen nicht erfüllt.
Recht zeitgleich mit der Rotberger wurde in Österreich die Sorte Blauer Zweigelt entwickelt, die auch den Namen Rotburger trägt, aber keinesfalls mit der Rotberger verwandt oder gar identisch ist! Die Zweigelt-Rebe ist aus der Kreuzung St. Laurent x Blaufränkisch hervorgegangen und hat sich zur wichtigsten Rotweinrebe Österreichs entwickelt.
Diese Erfolgsgeschichte teilt die Rotberger nicht. Sie erhielt zwar 1969 den Sortenschutz, konnte sich aber nie durchsetzen. Aktuell belegt sie zwischen 15 und 20 Hektar in allen deutschen Anbaugebieten. Die größten Flächen finden sich im Rheingau und in Rheinhessen. Kleinere Bestände gibt es auch in Lichtenstein und in Italien, wo sie im Trentino angebaut wird, sowie in Übersee in Neuseeland, Kanada, Südafrika und in den USA.
Die rote Rebsorte ist früh reifend und ertragreich. Sie ist anfällig für den Echten Mehltau.
Der Wein, der aus der Rotberger gekeltert wird, ist in der Regel hellrot bis rubinrot in der Farbe, körperreich und verfügt über ein intensiv duftendes Bukett. Die Sorte eignet sich besonders für Roséwein und zur Herstellung von Sekt.
Selten vorkommende Mutation der Riesling-Rebe
Synonyme für Roter Riesling Riesling Rot, Red Riesling
Roter Riesling ist eine weiße Rebsorte aus Deutschland. Die dunkle Beerenfarbe ist charakteristisch für diese Sorte und führte zu ihrem Namen. Abgesehen von der Färbung sind die Trauben, ebenso wie Blätter und Rebholz dem weißen Riesling sehr ähnlich. Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass der Rote Riesling die Ur-Form der Rieslingrebe sei. DNA-Untersuchungen haben aber inzwischen ergeben, dass es sich um eine farbliche Mutation handelt, die aus dem weißen Riesling hervorgegangen ist. Viele der alten, traditionellen Sorten, die in Deutschland bekannt sind, wie Elbling, Gutedel, Silvaner und Muskateller existieren in mehreren Farbvarianten, so eben auch Riesling.
Die Weine, die aus beiden Sorten gekeltert werden, ähneln sich sehr stark. Der Rote Riesling weist allerdings noch mehr Säure auf als die weiße Form der Rebe.
Roter Riesling benötigt ähnliche Anbaubedingungen wie Riesling mit dem Unterschied, dass die rote Variante aufgrund ihrer dunkelfarbigen Schalen besser mit Sonnenlicht und Wärme zurechtkommt. Ein Vorteil, der dieser Sorte beim voranschreiten des Klimawandels zugutekommen könnte. Außerdem ist der Rote Riesling etwas weniger anfällig für Botrytis, was allerdings in Hinblick auf edelsüße Weine ein kleiner Nachteil ist.
Im Mittelalter wurden beide Varianten des Rieslings im Gemischten Satz angebaut. Nach und nach wurden aber die Rebstöcke mit den hellen Trauben getrennt kultiviert und die rote Variante geriet immer mehr in Vergessenheit.
Seit 1991 widmete sich das Institut für Rebenzüchtung der Hochschule Geisenheim im Rheingau der Erhaltung der seltenen Sorte. Inzwischen gibt es kleine Bestände im Rheingau und an der Hessischen Bergstraße, wo gute Erfolge erzielt werden. Auch in Österreich wird Roter Riesling kultiviert. Hier gilt aber eine gewisse Vorsicht, denn die beiden Sorten Roter Veltliner und Traminer sind auch unter der Bezeichnung Roter Riesling bekannt, es besteht folglich Verwechslungsgefahr.
Nahezu ausgestorbene Sorte & Namensbestandteil verschiedener Sorten
Unter Roussette sind zwei Dinge zu verstehen. Zum einen handelt es sich um eine Rebsorte, zum anderen um den Namensbestandteil verschiedener, überwiegend weißer Sorten.
Die Rebsorte Roussette
Die Weißweinrebe, die auch unter der Bezeichnung Roussaou bekannt ist, stammt aus Frankreich. DNA-Untersuchungen haben ergeben, dass sie aus der Kreuzung zwischen Charonge x Gouais Blanc hervorgegangen ist. Es hat sich sehr wahrscheinlich um eine natürliche Kreuzung gehandelt.
Die Roussette hat gegenwärtig keine Bedeutung für den Weinbau mehr, in den offiziellen Anbaustatistiken ist kein Bestand mehr ausgewiesen.
Roussette als Namensbestandteil
In Frankreich gibt es eine ganze Reihe von Rebsorten, die Roussette im Namen tragen, auch wenn der Hauptname der Rebe meist anders lautet:
Neugezüchtete Sorte
Synonyme für Royalty California S26, Kek Royalti, Royalti, Royalty 1390
Die Royalty ist eine rote Rebsorte, bei der es sich um eine Neuzüchtung aus den USA handelt. Der amerikanische Önologe und Botaniker Dr. Harold Paul Olmo nahm 1938 an der California Agricultural Experiment Station eine Kreuzung von Alicante Ganzin x Trousseau Noir (Bastardo) vor. Das Ergebnis ist die Royalty. Zur selben Zeit entstand in diesem Institut auch die Rubired, die dieselbe Muttersorte wie die Royalty hat. Für den Weinbau zur Verfügung gestellt wurden die beiden Neuzüchtungen im Jahr 1958. Die rote Royalty-Rebe ist mäßig erfolgreich. Sie wird fast ausschließlich im Central Valley in Kalifornien angebaut. Hier vor allem im San Joaquin Valley, das im Süden des Central Valleys gelegen ist. Hier waren im Jahr 2010 knapp 100 Hektar Fläche mit dieser Rotweinrebe bestockt, in den 1990er Jahren waren es noch rund 300 Hektar. Sortenrein wird die Royalty nur selten ausgebaut. Die sehr dunklen Weine werden allerdings in der Region recht gerne als Verschnittpartner eingesetzt, da sie den Cuvées eine schöne Farbe verleihen. Des Weiteren wird die Sorte auch als Tafeltraube genutzt.
Neugezüchtete Sorte
Synonyme für Rubired California S8
Die Rubired ist eine rote Rebsorte aus Kalifornien. Es handelt sich um eine Neuzüchtung, die der Önologe und Botaniker Dr. Harold Olmo an der California Agricultural Experiment Station vorgenommen hat. Er kreuzte die beiden Sorten Alicante Ganzin x Tinto Cao. Das Ergbnis ist die Rubired. Diese Sorte ähnelt der zeitgleich aus derselben Muttersorte entstandenen Royalty. Beide Sorten wurden 1958 herausgebracht und seither für den Weinbau in Kalifornien eingesetzt.
Die Rubired ist eine ertragreiche Rotweinrebe, die widerstandsfähig gegen Botrytis und Echten Mehltau ist. Ihre Weine sind extrem dunkel mit einem recht einfachen Aroma, das dezente Noten von Cassis aufweist. Die Rubired wird daher auch als Färbertraube (Teinturier) eingesetzt. Sie wird unter anderem als Traubensaftkonzentrat unter der Bezeichnung Mega Purple verwendet, um günstigen Weinen Farbe und Süße zu verleihen. Reinsortige Weine aus Rubired sind so gut wie nicht zu finden. Die Rubired wird auch als Tafeltraube genutzt.
Angebaut wird die Rubired in erster Linie in Kalifornien, insbesondere im Central Valley. Dort bedeckte sie im Jahr 2010 eine Fläche von rund 4000 Hektar. Kleiner Anpflanzungen gibt es auch in Australien und Mexiko. In Australien wurde sie eine Zeit lang für gespritete Weine im Portwein-Stil verwendet. Doch inzwischen nimmt diese Praxis ab, da die Erzeuger mehr Wert auf Qualität legen.
Recht seltene Sorte
Synonyme für Ruche Moscatellina, Romitagi, Rouche, Rouchet
Bei der Ruche handelt es sich um eine rote Rebsorte, die im Norden Italiens, im Piemont beheimatet ist. Die recht seltene Rotweinrebe stammt eventuell aus Burgund in Frankreich, von wo aus sie im 18. Jahrhundert nach Italien importiert worden sein könnte und inzwischen als heimisch angesehen wird. Einen unumstößlichen Beleg für diese Annahme gibt es bisher nicht, weder in genetischer noch in historischer Hinsicht. Es könnte sich folglich auch lediglich um einen Versuch handeln, der Ruche mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und ihr eine vermeintlich „wichtige“ Herkunft anzudichten. Es könnte sich ebenso gut um eine Rebe handeln, die aus dem Piemont stammt.
Wie dem auch sei, im Piemont hatte es diese Rotweinrebe nicht immer leicht. In den späten 1960er Jahren galt die Ruche als vom Aussterben bedroht und wäre wohl auch weitestgehend von der Bildfläche verschwunden, hätte es in den 1970er Jahren nicht den Versuch gegeben, die Sorte wiederzubeleben. Seither hat die Sorte zwar nicht zu Höhenflügen angesetzt und unzählige Weinberge erobert, aber immerhin wurde im Jahr 2011 eine DOCG eingerichtet, in der sie vertreten ist. Es handelt sich um die DOCG Ruche di Castagnole Monferato.
Die Anbaufläche nimmt seit einigen Jahren langsam aber stetig zu, sodass inzwischen in Italien etwas mehr als 100 Hektar mit dieser Rebe bestockt sind.
Die Ruche ist eine früh reifende Rebe, die anfällig für Echten Mehltau ist. Aus ihr können rubinrote Rotweine mit hohem Tanningehalt gekeltert werden. Diese Weine sind oft würzig und zeigen blumige Noten, die an Veilchen und Rosen denken lassen. Die Weine werden reinsortig ausgebaut, manchmal aber auch mit Barbera oder Brachetto verschnitten. Diese Cuvée ist auch in der DOCG Ruche die Castagnole Monferato zulässig. In dieser Appellation gilt die Vorgabe, dass der Wein aus zumindest 90% Ruche gekeltert sein muss, die übrigen 10% können in beliebiger Kombination aus Barbera und / oder Brachetto bestehen.
Sehr seltene deutsche Neuzüchtung
Synonyme für Ruling Weinsberg S 385, WE S 385
Die weiße Rebsorte Ruling ist eine Neuzüchtung zwischen Ruländer x Riesling und auch unter dem Namen Weinsberg S 385 bekannt. Diese neue Rebsorte ist im Jahr 1955 an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg in Württemberg unter der Regie von August Herold entstanden.
Der Name Ruling leitet sich von den Anfangs- bzw. Endsilben der Elternreben ab, die Bezeichnung Weinsberg S 385 von der Versuchsanstalt.
Die Ruling ist spätreifend und recht robust, sie weist dichtbeerige Trauben auf, aus der kräftige Weine gekeltert werden können.
Bis 1985 befand sich die Weißweinrebe im Versuchsanbau, dann wurde der Sortenschutz erteilt und die Rebe durfte offiziell in den deutschen Weingärten gepflanzt werden. Der Erfolg und damit die Ausbreitung der Rebe hielt sich allerdings in Grenzen. Es gibt in Deutschland nur winzige Bestände, im Sortenspiegel ist sie inzwischen gar nicht mehr aufgeführt. Eine Flasche Ruling in Händen zu halten grenzt damit an das Unmögliche, wenn dann gelingt dies nur durch Zufall oder durch Eigeninitiative.
Andere Neuzüchtungen von August Herold, wie zum Beispiel die Heroldrebe oder Kerner, insbesondere natürlich Dornfelder, erfreuen sich deutlich größerer Beliebtheit und sind in viel größerem Umfang in den Weinbergen der deutschen Anbaugebiete zu finden.