Während es üblich ist, bestimmte Rotweine zu dekantieren, ist das Dekantieren von Weißweinen ziemlich in Vergessenheit geraten. Doch langsam aber sicher setzt sich die Erkenntnis durch, dass die alte Tradition gar nicht so unsinnig ist. Hochwertige, gehaltvolle Weißweine werden inzwischen wieder häufiger dekantiert.
Aber auch beim Dekantieren von Rotwein gilt es einige Dinge zu beachten, schließlich ist es längst nicht sinnvoll, jeden Wein in eine Karaffe zu füllen, auch wenn dies lange Zeit üblich war und in einigen Kreisen als besonders stilvoll gegolten hat.
Rotwein, der ein Depot gebildet hat, sollte unbedingt dekantiert werden. Es gibt aber auch jüngere Rotweine, die vom Dekantieren profitieren können. Wenn es lediglich um das Belüften des Weines geht, kann dies auch durch Schwenken im Glas erfolgen.
Möchten Sie einen Wein dekantieren, holen Sie ihn aus liegender Position im Regal und vermeiden es, die Flasche schräg oder gar senkrecht zu halten. Legen Sie den Wein nach Möglichkeit in einen Dekatierkorb. Dieser wird übrigens nicht aus ästhetischen Zwecken verwendet, sondern dient dazu, die Flasche in einer stabilen Lage zu halten, in der sich das Depot am Flaschenboden sammeln kann.
Wenn Sie den Wein öffnen möchten, entfernen Sie zunächst vorsichtig die Kapsel und den Korken – Idealerwiese bleibt die Flasche dabei im Dekantierkorb liegen. Reinigen Sie anschließend den Flaschenhals mit einem sauberen Tuch. Dann nehmen Sie die Flasche sehr vorsichtig aus dem Korb und gießen Sie den Wein ganz langsam über einer Lichtquelle in die Karaffe. Sobald Sie das Depot im Flaschenhals erkennen, beenden Sie das Umfüllen in die Dekatierkaraffe. Ein wenig einfacher geht das Dekantieren übrigens mit einem Dekantiertrichter – der ist zwar nicht so stilvoll, aber seh effektiv. Stecken Sie den Trichter in den Hals der Karaffe und gießen Sie den Wein langsam ein. Das Depot bleibt hängen und Sie können den Wein ungestört genießen.
Übrigens, Burgunder-Depot können Sie durchaus mittrinken. Es sieht zwar nicht unbedingt sehr ansehnlich aus, schmeckt aber nicht bitter, sondern leicht süßlich. Alte Burgunder-Weine bilden häufig reichlich Depot und wer diese Weine sorgfältig dekantiert, muss nicht selten auf rund ein Drittel des Flascheninhalts verzichten.
Wer häufiger hochwertige Weißweine trinkt, wird schon einmal bemerkt haben, dass sich der Geschmack des Weines von Glas zu Glas verändert. Doch wie kann das sein? Des Rätsels Lösung liegt auf der Hand – je länger der Wein in der geöffneten Flasche verbringt, desto mehr Zeit zum „atmen“ hatte er. Die Aromen können durch den längeren Kontakt zur Luft anders zutage treten, häufig wirken sie voller und runder als direkt nach dem Öffnen der Flasche.
Welchen Weißwein soll man nun dekantieren?
Grundsätzlich gibt es auch beim Weißwein zwei wesentliche Gründe, einen Wein zu dekantieren: Entweder hat sich Weinstein gebildet oder aber der Wein ist sehr gehaltvoll und vielleicht noch ein wenig jung.
Hat sich Weinstein gebildet, sollte die Flasche Weißwein ein paar Tage vor dem Genuss aus dem Weinkeller in den Kühlschrank gestellt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Flasche wirklich ein paar Tage stehend lagert, damit sich das Depot am Boden der Flasche sammeln kann, wodurch das Dekantieren wesentlich erleichtert wird.
Weißwein sollte auf keinen Fall zu lange vor dem Genuss dekantiert werden, sonst büßt er Aromen ein. Als recht sinnvolle Zeitspanne hat sich eine Stunde herausgestellt. Auf keinen Fall sollten Sie eine großvolumige Karaffe verwenden, da die Kontaktfläche zur Luft bei diesen Gefäßen zu groß ist.
Sollten Sie sich unsicher sein, ob Sie einen Weißwein dekantieren sollen oder nicht, versuchen Sie es zunächst mit einem Weißweinglas mit genügend großem Durchmesser. Schon dies kann für einen Effekt, ähnlich dem Dekantieren, sorgen.
In Weinkaraffen bilden sich schnell Ablagerungen, die wegen der Karaffenform nur schlecht zu entfernen sind. Mit gewöhnlichem Spülmittel oder Essigwasser, auch wenn es länger einwirkt, lassen sich diese Beläge in der Regel nicht vollständig entfernen.
Bessere Erfolge lassen sich mit kleinen Reinigungskügelchen erzielen, die zumindest Beläge am Boden der Dekantierkaraffe sehr gut entfernen.
Eine andere Methode ist der Einsatz von Reinigungstabs für das Gebiss, die zusammen mit etwas Wasser in die Karaffe gegeben werden. Sie sind geschmacksneutral und hinterlassen daher keine unangenehmen Rückstände in der Karaffe. Dennoch sollte sie nach dem Einsatz dieser Tabs gründlich mit klarem Wasser ausgespült werden und anschließend auf einem Karaffenständer trocknen.