Die USA gehören hinter Frankreich, Italien und Spanien zu den größten Weinerzeugern der Welt. Jahr für Jahr werden in den Vereinigten Staaten von Amerika rund 18,5 Millionen Hektoliter Wein gekeltert.
Kaum ein anderes Land der Welt hat beim Weinbau innerhalb so kurzer Zeit einen so rasanten Aufstieg erlebt wie die USA. Die ersten Reben wurden zwar bereits vor gut 300 Jahren kultiviert, doch in Sachen Qualitätsweinbau ließen sich die nordamerikanischen Winzer sehr viel Zeit. Erst im 20. Jahrhundert drängten sie langsam aber sich auf diesen Markt und seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts sind sie dort auch wirklich angekommen, haben sich inzwischen sogar zum Teil als Branchenführer etabliert und überraschen uns seit einigen Jahren nicht mehr mit äußerst edlen Weinen – diese Qualität wird von Weinkennern inzwischen schlicht vorausgesetzt!
Die Rebfläche in den USA zu beziffern ist ein schwieriges Unterfangen, wächst sie doch seit einigen Jahren stetig an. Waren es um das Jahr 2000 herum noch 320.000 Hektar, die mit Reben bestockt waren, wuchs die Fläche bis 2012 auf knapp 400.000 Hektar an. Es ist zu erwarten, dass sie auch in den nächsten Jahren noch weiter zunimmt.
Cabernet und Chardonnay werden in den USA häufig als Synonyme für Rotwein oder eben Weißwein verwendet. Diese recht unspezifische Bezeichnung liegt daran, dass diese beiden Rebsorten den Weinbau der USA dominieren und daher den meisten Weinfreunden ein Begriff sind.
Wichtig sind neben diesen beiden tonangebenden Reben auch die Sorten Pinot Noir, Merlot, Shiraz und Zinfandel. Daneben wird eine Vielzahl anderer Rebsorten kultiviert, unter anderem Gewürztraminer, Sauvignon Blanc, Riesling und Sangiovese.
Cabernet Sauvignon ist die Rotweinrebe der USA schlechthin. Besonders in Kalifornien werden aus dieser ursprünglich französischen Sorte großartige Weine gekeltert, die Weinliebhaber auf der ganzen Welt beeindrucken.
Aber Rotwein wird in Amerika nicht nur aus Cabernet gekeltert. Auch Merlot und Zinfandel erfreuen sich großer Beliebtheit. In kühleren Anbaubereichen erzielt auch Pinot Noir hervorragende Ergebnisse, nicht zu vergessen ist der Shiraz.
Viele Rotweine werden sehr fruchtbetont ausgebaut und werden daher nicht ganz unverdient als "Fruchtbombe" bezeichnet. Es gibt aber auch im Holzfass gereifte, schwere Tropfen mit pfeffrig-würziger Note.
Ob reinsortig ausgebaut oder als Cuvée gekeltert, Sorgfalt und Geschick des Winzers entscheiden letztendlich über die Qualität des Weines. Und dann kommt natürlich der persönliche Geschmack ins Spiel. Wer keinen Merlot mag, wird eher zum Zinfandel greifen oder es mit einem würzigen Cabernet versuchen. Gut, dass die Vielfalt so groß ist!
Gleichzusetzen mit Weißwein aus Kalifornien ist Chardonnay. Ob fruchtig ausgebaut oder mit spürbarer Holznote, dieser amerikanische Weißwein erfreut sich im gesamten Land riesiger Beliebtheit.
Doch die Winzer belassen es nicht dabei, sondern experimentieren auch mit anderen Sorten. Große Erfolge feiert seit einiger Zeit der Riesling, an den man in Bezug auf Weißweine aus den USA nun nicht unbedingt zu erst denkt. Doch vor allem in kühleren Anbaubereichen werden mit der klassisch deutschen Rebe große Erfolge erzielt. Ganz ähnlich verhält es sich mit Sauvingon Blanc.
Der aktuelle Trend sagt: Amerikanischer Weißwein wird vielfältiger.
Nordamerika hat natürlich bei Weitem nicht die Weinbautradition wie die Weinländer Europas. Einwanderer aus Europa, vornehmlich die Hugenotten aus Frankreich, legten den Grundstein für den Weinbau in den USA. Zwar gab es bereits vor ihrer Ankunft eine große Anzahl wilder Reben, aus denen die Einwandere versuchten Wein zu keltern, doch gelang es nicht, daraus einen wirklich schmackhaften Wein zu erzeugen, denn die amerikanischen Reben erbringen einen Wein, der einen unangenehmen Foxton aufweist.
Die Hugenotten und andere Einwanderer versuchten es daher mit Reben, die sie aus ihrer Heimat importierten. Doch wirkliche Erfolge konnten sie nicht verzeichnen, da ihnen Reblaus und Mehltau sowie einige andere Krankheiten schwer zu schaffen machten. Eine Lösung für diese Probleme konnten sie nicht finden. Dies gelang erst rund 200 Jahre später als Reblaus und Mehltau auch in Europa wüteten.
Zwischenzeitlich gab es an verschiedenen Orten in den USA kleinere Erfolge, so kelterten einige Hugenotten bei Jacksonville in Florida einen Wein aus einem wilden Vorfahren der weißen Rebsorte Scuppernong. In Massachusetts wurden mit einer roten Sorte, die bis heute den Namen Concord trägt, erste Erfolge erzielt und in Ohio wurde Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich ein Schaumwein namens „Catawba Sparkling“ erzeugt, der schnell sehr beliebt wurde.
Größere Erfolge konnten in Kalifornien erzielt werden als Junipero Serra, ein Mönch des Franziskaner-Ordens in der Nähe des heutigen San Diegos einen Weinberg mit der europäischen Sorte Mission anlegte. In der Folge kamen Europäer nach Kalifornien, die Reben aus ihrer Heimat mitbrachten und damit nach und nach immer größere Erfolge erzielten. Die Prohibition, die von 1920 bis 1933 andauerte brachte den Weinbau in den USA allerdings fast vollständig zum erliegen. Weinbaubetriebe verschwanden von der Bildfläche, Weingärten wurden gerodet und viel Weinbauwissen ging in dieser Phase verloren. Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg trugen dazu bei, dass diese Phase des Niedergangs noch verlängert wurde.
Im Prinzip musste der Weinbau in den USA im Anschluss neu erfunden werden. Motor dieser Wiederauferstehung war abermals Kalifornien.
Wie schnell der Aufstieg an die Weltspitze gelang beweist das legendäre „Paris Wine Tasting“ aus dem Jahr 1976. Dabei handelte sich such um eine Weinverkostung bei der französische und kalifornische Weine blind verkostet wurden und eigentlich angenommen wurde, dass die französischen Weine das Ergebnis dominieren würde. Umso größer war die Überraschung bei der Verkündung des Ergebnisses dann, als sowohl bei den Rotweinen als auch bei den Weißweinen jeweils ein kalifornischer Vertreter den ersten Platz belegte.
Spätestens seit diesem Ereignis, das sie Weinwelt in ihren Festen erschütterte, werden Weine aus den Vereinigten Staaten mit anderen Augen betrachtet und die USA als eines der Top-Weinbauländer der Welt angesehen.
Inzwischen wird in allen Bundesstaaten der USA Weinbau betrieben, sogar in Alaska und auf Hawaii. Allerdings haben nur wenige der Bundesstaaten auch wirklich Bedeutung für den Weinbau, allen voran natürlich Kalifornien, wo fast 95% aller Weine der USA gekeltert werden.