Vorfahr zahlreicher moderner Sorten
Synonyme für Gouais Blanc Belina, Bouilleaud, Enfarine Blanc, Frankenthaler, Gelber Heunisch, Gigante Branco, Goet, Goix, Gouais Jaune, Grobweiße, Hajnos, Heunisch, Hentschler, Hinschen, Hunnentraube, Liseiret, Petit Gouge, President, Verdet, Weißer Heunisch, Wippacher
Die Gouais Blanc ist mit der Heunisch identisch – Weinexperten haben diese Sorte unter anderem als „obskur“ und ein „Wunder der Natur“ beschrieben. Was hat es damit auf sich?
Die weiße Rebsorte Gouais Blanc / Heunisch ist eine sehr alte Rebe, die ebenso wie die Traminer eine der Stammsorten zahlreicher europäischer Rebsorten ist. Aus der Heunisch sind Genuntersuchungen zufolge rund 100 heute bekannte Sorten hervorgegangen. Unter anderem sind durch natürliche Kreuzungen Sorten wie Riesling, Muscadelle, Blaufränkisch und Elbling entstanden. Durch Kreuzungen mit Burgunder-Reben sind unter anderem Aligoté, Auxerrois, Chardonnay und Gamay entstanden.
Der Ursprung dieser Rebsorte konnte bis heute nicht geklärt werden. Zwar wurde lange Zeit angenommen, dass er in Frankreich läge, doch könnte die Sorte auch aus Deutschland oder irgendwo in Osteuropa stammen.
Die Theorie über den Ursprung in Osteuropa scheint wahrscheinlich, da allgemein angenommen wird, dass sich diese Rebe in Europa von Osten nach Westen ausgebreitet hat, da sie in diversen Regionen an der Entstehung neuer Rebsorten beteiligt war.
Es gibt eine kaum überschaubare Anzahl an Synonymen, was ein Beleg für das hohe Alter der Sorte ist, aber kaum Aufschluss über die Herkunft gibt.
Seit dem Hochmittelalter ist die Sorte in ganz Mitteleuropa verbreitet, in Frankreich wird sie als Gouais Blanc bezeichnet, in deutschen Gebieten als Heunisch. Im Laufe der Jahrhunderte nahm die Rebe in Deutschland und Frankreich zwar eine etwas voneinander abweichende Entwicklung, dennoch handelt es sich um eine Sorte.
Der französische Name geht vermutlich auf einen Ort zurück, im Nordosten Frankreichs gibt es mehrere Ortschaften, die als Namensgeber infrage kämen. In diesem Ort könnte eventuell auch der Ursprung der Rebe liegen. Eine andere Theorie geht davon aus, dass der französische Name sich vom Wort „gou“ ableitet – ein Dialektausdruck, der abwertend gemeint ist und die eher schlichte Qualität der Weine bezeichnet.
Der deutsche Name Heunisch könnte sich von den Hunnen ableiten, die die Rebe mitgebracht haben. Allerdings wurden über viele Jahrhunderte lang die Bezeichnungen „Heunisch“ für einfache, grobe Weine und „Fränkisch“ für feinere Weine verwendet – dies war eher eine Qualitätsbezeichnung als der Name einer Rebe.
Der Wein aus Gouais Blanc selbst war nie sonderlich geschätzt. Sie sind in der Regel recht flach mit dezenten Aromen nach Äpfeln und Birnen, der Säuregehalt ist hoch. Je nach Region wurde der Anbau nicht mehr empfohlen oder sogar die Rohdung bestehender Flächen angeordnet.
Als Tafeltraube erfreute sie sich größerer Beliebtheit, hat allerdings eine abführende Wirkung.
Heute ist die sehr ertragreiche Rebe kaum noch zu finden. Kleine Bestände gibt es im Rheingau, in Savoyen und im Piemont, auch in Österreich und in Australien sind einige Weingärten mit dieser Rebe bestockt.