Die immer wieder zitierte Gleichung „Bordaux ist französischer Rotwein“ ist durchaus angebracht. Zusammen mit Burgund streitet sich die Region Bordeaux seit vielen Jahren um den Titel des besten Anbaugebiets.
Bordeaux hat eine Rebfläche von rund 120.000 Hektar, womit es sich um das weltweit größte geschlossene Weinbaugebiet handelt. Es gibt ca. 3000 Weingüter, die Jahr für Jahr etwas mehr als 5,5 Millionen Hektoliter Wein erzeugen.
Im Departement Gironde in Südwestfrankreich befindet sich das vermutlich bekannteste Weinbaugebiet der Welt. Hier, im Mündungsgebiet der beiden Flüsse Garonne und Dordogne auf Höhe des 45. Breitengrades ist die Landschaft des Bordelais, wie die Region streng genommen heißt, gelegen.
Die Region ist auf einem Kalksteinsockel gelegen, der allerdings nicht an allen Stellen der Weinbauregion an die Oberfläche tritt, sondern häufig von zum Teil meterdicken Ablagerungen aus Kies und Sand bedeckt ist. Diese Kuppen aus Sand und Kies ermöglichen es den Reben, die Wurzeln besonders tief zu schlagen und gewährleisten außerdem einen hervorragenden Wasserabfluss. Unter diesen Voraussetzungen entstehen die besten Grand Crus in Bordeaux.
Das Klima ist mild und ausgeglichen und wird entscheidend vom Atlantik beeinflusst. Extreme Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht oder auch zwischen den Jahreszeiten sind die Ausnahme. Typischerweise gibt es in Bordeaux ein feuchtes Frühjahr, sonnige Sommermonate, einen recht trockenen Herbst und einen frostfreien Winter.
Das Weinbaugebiet Bordeaux wird von den beiden Flüsse Dordogne und Garonne durchflossen, die sich in der Nähe der Stadt Bordeaux zum Mündungstrichter Gironde vereinen. Der nördliche Teil von Bordeaux wird dadurch in zwei Bereiche unterteilt: Rive droite und Rive gauche.
Zum Bereich Rive droite, dem rechten Ufer, gehören Fronsac, Pomerol und Saint-Emilon, um nur die bekanntesten Appellationen zu nennen. Zum Bereich Rive gauche, dem linken Ufer, gehören Graves, Medoc und Sauternes
Der typische Bordeaux-Wein ist eine Cuvée aus verschiedenen Rebsorten. Für die Top-Weine der Region wird dabei immer auf eine Basis von Rebsorten zurückgegriffen, die allerdings je nach Weingut in unterschiedlichem Verhältnis zueinander stehen und je nach Terroir ganz verschiedene Geschmäcker mitbringen.
Bordeaux ist ganz eindeutig eine Rotweingegend, da etwas mehr als 85% der Rebfläche mit roten Rebsorten bestockt sind. Dabei ist bemerkenswert, dass drei rote Rebsorten (Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Merlot) einen Anteil von etwa 90% bei den roten Sorten einnehmen. Bei den weißen Sorten dominiert ganz eindeutig Semillon mit etwa 50% Anteil an der Fläche. Es folgen Sauvignon Blanc, Colombard, Muscadelle und Ugni Blanc.
Bei der Verbreitung der Rebsorten in Bordeaux gibt es ganz deutliche Unterschiede. Während im Bereich Rive droite Merlot dominiert und dann vor allem Sauvignon Blanc und Semillon angebaut werden, sieht es im Bereich Rive gauche ganz anders aus. Hier dominiert ganz eindeutig Cabernet Sauvignon, gefolgt von Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot.
Bereits in der Römerzeit gelangte Bordeaux zu einiger Bekanntheit. Es handelte sich um eine der ersten Regionen, in denen die Römer Weinreben kultivierten.
In der Zeit der Völkerwanderung wurde in Bordeaux nur noch an wenigen Stellen Weinbau betrieben. Einen Aufschwung erlebte der Weinbau im Mittelalter durch den Einfall der Mauren in Spanien, die die dortigen Weinberge roden ließen und nur noch den Anbau von Tafeltrauben erlaubten. In dieser Phase wurde die Region im Südwesten Frankreichs zu einem wichtigen Rotweinlieferanten einiger spanischer Städte wie Valencia und Sevilla. Weiteren Auftrieb erhielt das Gebiet durch die Heirat des englischen Königs Henry II mit Eleonore von Aquitaninen. Große Teile Frankreichs gerieten durch diese Hochzeit unter englische Herrschaft und der englische Adel war vom Bordeaux-Wein sehr angetan, sodass große Mengen nach England exportiert wurden.
In der Folge überstand der Weinbau in Bordeaux die Höhen und Tiefen der Geschichte recht gut und konnte sich beständig weiterentwickeln.
Im 19. Jahrhundert erlebte die französische Weinbauregion dann eine große Blüte, in der auch die Klassifizierung der Weingüter des Medoc erfolgte. Diese Hochphase wurde von Reblaus und Mehltau beendet, der Weinbau in Bordeaux steuerte auf eine Krise zu. Eine endgültige Befreiung aus dieser Krise sollte erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelingen. In dieser Phase nahm der bordelaiser Weinbau sogar eine weltweite Vorreiterrolle ein. Bis heute ist die Nachfrage nach Wein aus Bordeaux ungebrochen.
Das Klassifizierungssystem für Bordeaux-Wein von 1855 ist schon legendär, gilt allerdings lediglich für das Medoc. Damals wurden die Weingüter des Medoc in 5 Stufen eingeteilt. Dieses System ist bis heute gültig und hat nur eine einzige Änderung erfahren, als 1973 Mouton-Rothschild in den ersten Rang aufstieg.
Das Weinbaugebiet Bordeaux ist eine Region mit zahlreichen Appellationen, die ein kompliziertes, hierachisch gegliedertes System bilden. Es gibt mehr als 50 Appellationen, die einen sehr unterschiedlichen Umfang haben und für ganz unterschiedliche Qualitäten stehen. Es gilt dabei die Grundregel: Je kleiner die Appellation, desto größer ist ihr Ansehen und damit in der Regel auch das Qualitätsniveau und der Preis der entsprechenden Weine.
Die breite Basis bilden die drei Appellationen Bordeaux, Bordeaux Superieur und Bordeaux Cremant, auf die mehr als 50% aller im Bordelais gekelterten Weine entfallen. Diese Appellationen gelten für das gesamte Departement Gironde, umfassen folglich alle Weingärten in Bordeaux.
Es folgen eine ganze Reihe von regionalen und kommunalen Appellationen, die zum Teil nur für Rotwein, Weißwein oder Süßwein gelten.