Von Nizza im Osten bis Avignon im Westen, von den Ausläufern der Alpen bis an die Mittelmeerküste erstreckt sich die Weinbauregion Provence. Hier, im Südosten Frankreichs an der Côte d'Azur wird vor allem Roséwein gekeltert. Inzwischen hat aber auch der Rotwein aus der Provence gewaltig an Boden gutgemacht.
Viele Weinexperten fassen die Provence und die Insel Korsika zu einem gemeinsamen Weinbaubereich zusammen, doch da es einige beträchtliche Unterschiede zwischen diesen beiden Anbaugebieten gibt, lohnt sich ein detaillierter Blick auf beide Regionen. Häufig werden auch die beiden Bereiche Provence und Languedoc-Roussillon unter dem Begriff „Midi“ zusammengefasst.
In der Provence herrscht warmes, mediterranes Klima vor. Niederschläge gibt es vor allem im Frühjahr und Herbst. Eine Besonderheit ist der Mistral, ein kalter Nordwind, der sich vor allem im unteren Rhônethal bemerkbar macht, wo er in Richtung Mittelmeerküste bläst.
Für den Weinbau hat dies Vor- und Nachteile. Zum einen kann dieser starke, kalte Wind, der oft über mehrere Tage hinweg weht, die Reben schädigen, zum anderen hilft er aber auch, Krankheiten in den Weinbergen zu verhindern.
Wie im Süden Frankreich üblich, sind auch in der Provence zahlreiche Rebsorten zugelassen, darunter befindet sich auch eine Vielzahl autochthoner Reben.
Da in der Provence vor allem Roséweine und Rotweine erzeugt werden, dominieren dementsprechend natürlich die roten Sorten.
Zu etwa 50% werden in der Provence Roséweine erzeugt, weitere 40% entfallen auf den Rotwein. Wichtige Rebsorten sind dabei Barbaroux, Syrah, Grenache, Mourvedre, Cabernet Sauvignon und Cinsault. Daneben wird noch eine ganze Reihe weiterer roter Rebsorten kultiviert, teilweise aber nur in sehr geringem Umfang.
Weißwein spielt in diesem Teil Frankreichs eine untergeordnete Rolle, dementsprechend sind weiße Reben in den Weinbergen recht selten zu finden. Am häufigsten kommen die Sorten Bourboulenc, Clairette, Ugni-Blanc und Rolle vor.
Provenzalischer Wein ist Rosé? Eine Weile lang war die Wahrnehmung entsprechend. Völlig falsch war dies sicherlich nicht, auch wenn in diesem Teil Frankreichs immer auch Rotwein und Weißwein gekeltert wurden.
Gegenwärtig macht Rosé etwa die Hälfte aller provenzalischen Weine aus.
Klassisch wird provenzalischer Rosé als Cuvée gekeltert, häufig aus den Sorten Cinsault, Grenache, Mourvedre und Syrah. Es gibt daneben eine Vielzahl weiterer Rebsorten, von denen viele sehr selten und nur lokal bekannt sind.
Die Griechen, die zunächst in Marseille siedelten und sich dann weiter an der französischen Mittelmeerküste und im Hinterland ausbreiteten, brachten den Weinbau in die Provence. Die Weinbautradition in dieser Region reicht daher rund 2500 Jahre zurück, was auch der Grund ist, warum die Provence häufig als „Wiege des französischen Weinbaus“ bezeichnet wird.
Die Römer, die sich hier ebenfalls ansiedelten, legten auch Weinberge an und kelterten Wein.
Während des Mittelalters waren es wie fast überall in Europa die Klöster und Orden, die den Weinbau aufrechterhielten und weiterentwickelten.
Im 19. Jahrhundert wurde auch die Provence nicht von der Reblaus-Plage verschont, die große Teile der Rebfläche vernichtete. Nach und nach erholte sich der Weinbau, sodass heute rund 25.000 Hektar unter Reben stehen.